Vegan leben und einkaufen
Bis zu 2,6 Millionen Menschen leben in Deutschland vegan – Tendenz steigend. Grund genug, sich einmal mit veganem Leben und veganem Einkaufen zu beschäftigen.
Tierische Produkte meiden, ethisch handeln und nachhaltig leben – das ist die Idee hinter dem veganen Leben. Veganer und Veganerinnen meiden in der Regel alle Produkte, in denen tierische Bestandteile vorkommen. Die Idee dieser Lebensweise: Ethischer zu handeln, weil keine Tiere getötet oder gequält werden müssen, um das eigene Leben zu ermöglichen. Hinzu kommt der Nachhaltigkeitsaspekt: Fleisch aus Massentierhaltung und Milchprodukte belasten das Klima. Nicht zuletzt ist mit dem veganen Leben oft auch die Hoffnung auf eine gesündere Ernährung verbunden.
Vegan bei Kosmetik und Reinigung
Wer den veganen Einstieg ins Leben wagt, wird feststellen, dass viele Kosmetik- und Putzmitteln tierische Inhaltsstoffe enthalten oder in Tierversuchen auf ihre Verträglichkeit getestet wurden.
Ist beim Lippenstift z. B. Kamin oder E 120 auf der Liste der Inhaltsstoffe zu lesen, dann wurde die Farbe aus den Panzern von Schildläusen gewonnen. Ein anderes Beispiel: Kollagen. Auch hier handelt es sich um ein tierisches Protein, das meist von Schlachttieren stammt. Auch Wollwachs oder Lanolin ist nicht vegan – es wird aus Talgdrüsen gewonnen. Cera flave bzw. E 910 ist Bienenwachs – wird also dem Bienenvolk weggenommen.
Aber wer soll sich bei all den Inhaltsstoffen auskennen? Eine gute Möglichkeit festzustellen, ob Produkte vegan sind, sind zusätzliche Siegel, die auf der Verpackung gut sichtbar aufgebracht sind. Diese Siegel werden von verschiedenen Organisationen vergeben und sind geschützt. Wer sie verwendet, muss nachgewiesen haben, dass die Produkte wirklich vegan, bio oder tierversuchsfrei sind. Einige Supermärkte kennzeichnen Ihre Produkte mit eigenen Siegeln, die jedoch weniger streng bei der Vergabe vorgehen. Eine Liste wichtiger Siegel finden Sie am Ende des Beitrags.
Für den Check der Inhaltsstoffe gibt es außerdem verschiedene Apps auf dem Markt, die beim Einkaufen helfen. So z. B. die App „CodeCheck“, mit der sich im Supermarkt oder in der Drogerie die Produkte einfach durch das einscannen des Barcodes untersuchen lassen. Ist der Begriff „vegan“ in der App ausgewählt, zeigt diese unkompliziert an, ob ein Produkt vegan ist oder nicht. Nachteil: Man benötigt zwingend mobiles Internet und Hausmarken oder neue Produkte sind meist nicht gelistet.
Zusätzliches Plus: Mit dieser App kann der Kunde ganz nebenbei auch einen Nachhaltigkeitscheck machen. Denn viele Produkte sind zwar vegan, enthalten aber trotzdem bedenkliche Inhaltsstoffe, beispielsweise Aluminium, schwer abbaubare Polymere (Mikroplastik) oder Isoparaffine. Polymere machen eine Creme geschmeidig, im Wasser sind sie jedoch eine Umweltbelastung, denn die Stoffe werden in den Kläranlagen nicht immer vollständig herausgefiltert und landen später im Nahrungsmittelkreislauf von Tier und Mensch. Isoparaffine als Inhaltsstoffe in Cremes oder Make-up halten die Haut in einem guten Zustand, verhalten sich im Abwasser jedoch wie ein Lösungsmittel, das andere Stoffe zersetzt.
Tipp: Für die Reinigung braucht es meist gar keine Chemie: Soda und Natron sind vegan und tierversuchsfrei und stehen den Spezialprodukten kaum nach. Auch Kosmetika lassen sich mit wenigen Mitteln selbst herstellen. Hierzu gibt es verschiedene Internetseiten, auf denen man stöbern kann, z. B. www.smarticular.net.
Vegan beim Wohnen und bei der Kleidung
Das Lieblingskleid aus Seide, die Outdoorjacke mit Bienenwachs versiegelt oder die Knöpfe der Strickjacke aus Horn. – Nicht nur für die Ernährung müssen Millionen Tiere ihr Leben lassen, auch Leder, Pelze oder Federn sind begehrte Produkte, Wolle und Horn ebenfalls. Es lohnt sich deshalb, bei der täglichen Kleidung und bei der Wohnungsausstattung auf tierische Stoffe zu achten. Viele Materialien lassen sich heute schon mit veganen Alternativen ersetzen. In den letzten Jahren wurde auf dieser Ebenen viel experimentiert und neue Stoffe entwickelt.
Seide kann man heute z. B. mit weicher Soja-Seide ersetzen, die als Nebenprodukt bei der Tofu-Herstellung anfällt. Sie besteht aus Soja-Proteinen und hat ähnliche Eigenschaften wie echte Seide, zudem ist sie in der Herstellung günstiger.
Andere neue Materialien für Stoffe bestehen aus Fasern von Algen, Buchen oder Eukalyptus, Brennnessel, Hanf oder Bambus.
Leder wird heute in der Möbelindustrie oft durch Kork ersetzt, auch Ananasleder ist eine gute Alternative. Es wird aus den Blättern der Ananaspflanze hergestellt, die früher einfach weggeworfen wurden. Ein Problem für Veganer: Das Patch am Bund von Jeans – welches bei den meisten Herstellern immer noch aus echtem Leder hergestellt wird.
Recycling-Produkten kommt zunehmend eine größere Rolle für die Herstellung von veganen Schuhen oder Taschen zu. Aus alten Autoreifen, PET-Flaschen oder Teppichen lassen sich interessante alternative Stoffe herstellen. Hauptsächlich werden allerdings Bio-Baumwolle, Bambus, Kork oder Naturkautschuk verwendet.
Aufpassen sollte man bei Jacken mit Fellen oder Isolierung mit Daunen, welches ja auch tierische Produkte sind. Auch hier gibt es Alternativen: Kunstfell erkennt man z. B. daran, dass die Haare alle gleich lang sind. Bei der Isolation von Winterjacken kann man ebenfalls synthetische Fasern verwenden.
Probleme machen meist die Klebstoffe, welche für Schuhe, Jacken oder Taschen benötigt werden, denn sie enthalten in der Regel tierische Stoffe wie Mich, Knochen oder Tierhäute. Bei veganer Kleidung setzt man auf synthetische Leime oder Stärken. Hier den Durchblick zu erhalten, gelingt allerdings nur mit einem Vegan-Siegel.
Vegan essen
Um auf Käse, Michl, Eier, Fleisch und Fisch völlig zu verzichten, braucht man mehr als gute Gründe. Das Argument „da ist aber gesund“ zieht nicht immer. – Denn leben Veganer überhaupt gesünder? Mehrere Studien haben gezeigt, dass zumindest Fleischverzicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedenen Krebserkrankungen schützen kann. Veganer sind zudem seltener übergewichtig und nehmen meist mehr Ballaststoffe und ungesättigte Fette zu sich.
Allerdings: Steuern Veganer nicht mit bewusster Nahrungsauswahl dagegen, fehlen ihnen schnell verschiedene Proteine, Vitamin B12, Kalzium, Eisen, Selen und Jod. Die Folgen der Mangelernährung sind u. U. Blutarmut, Schädigung des Rückenmarks, Schilddrüsenvergrößerung oder schlechtere Immunabwehr. Gerade bei Kindern kann es zu Wachstumsverzögerungen und Entwicklungsstörungen des Nervensystems und des Skeletts kommen. Daher wird für Kinder sowie für Schwangere und Stillende eine vegane Ernährung generell nicht empfohlen. Für alle anderen gilt: Bei veganer Ernährung ist ein ausgetüfftelter Speiseplan sowie die Ergänzung von Vitamin-B12-Präparaten wichtig.
5 wichtige vegane und nachhaltige Siegel:
Veganblume: Von Cociety England. Inhaltsstoffe, Produktionsprozesse und Produkte müssen vegan und tierversuchsfrei sein.
PETA-approved vegan: Label für vegane Kleidung von der Tierschutzorganisation PETA
Vegan ohne Gentechnik: Bekanntes Veganes Label der European Vegetarian Union (EVU), auch Gentechnik ist hier untersagt.
Vegan und Bio: Prüfung wird von Vegorganic e. V. jährlich durchgeführt. Produkte mit diesem Siegel müssen vegan und bio sein.
Leaping Bunny: Internationales Siegel für Unternehmen, welche keine Tierversuche durchführen, beauftragen oder sich daran beteiligen.
Schützende Hand: Produkte mit diesem Siegel sind ohne Tierversuche hergestellt, sind jedoch nicht zwingend vegan
5 Apps für eine vegane und nachhaltige Lebensart:
Barcode-Scanner für den Supermarkt. Kostenlos für Android oder iOS. Mit Werbeschaltungen.
Diese App zeigt Kosmetikmarken an, die mit Tierversuchen in Verbindung stehen (denn nicht überall sind Tierversuche verboten). Kostenlos nur für Android.
Veganer Einkaufsführer der Tierschutzorganisation PETA. Kann nach Supermarktketten oder Kategorien durchsucht werden. Erleichtert den Umstieg in die vegane Lebensweise. Kostenlos für Android oder iOS.
Veganer Restaurantführer. Weltweit werden vegane Restaurants, Hotels usw. am gewählten Standort angezeigt. Über 100.000 Einträge sollen es bereits sein. Kostenlos für Android oder iOS.
Diese App übersetzt die persönlichen Essenspräferenzen in 78 Sprachen. Lebensmittel sind entsprechend mit Bildern versehen. Kostenlos für Android oder iOS.
Weitere Tipps rund ums Einkaufen finden Sie in unserem Ratgeber „Günstig einkaufen„.