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Kräftig hinzuverdienen möglich

Die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten werden ab Januar 2023 abgeschafft, meldet das Bundesarbeitsministerium. Die Maßnahme soll gegen den Fachkräftemangel helfen. Sie ermöglichen es Arbeitnehmern jedoch gleichzeitig, in den letzten Berufsjahren zehntausende Euro zusätzliches Einkommen zu verdienen.

Hinzuverdienst bei vorgezogener Altersrente

Bisher betrugen die Hinzuverdienstgrenzen für vorgezogene Altersrenten und Erwerbsminderungsrenten 6.300 Euro im Kalenderjahr. Coronabedingt hat der Gesetzgeber die Hinzuverdienstgrenze für vorgezogene Altersrenten in den Jahren 2020 bis 2022 jeweils deutlich angehoben. Für 2022 betrug die die Hinzuverdienstgrenze für diese Renten zuletzt 46.060 Euro im Kalenderjahr.

Die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten wird zum 1.1.2023 komplett aufgehoben. Mit dem Bezug einer Altersrente kann dann – unabhängig vom Erreichen der Regelaltersgrenze – hinzuverdient werden, ohne dass es zu einer Anrechnung auf die Rente kommt.

Der Gesetzgeber begründet diesen Schritt wie folgt: „Durch die damit einhergehende Flexibilität beim Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand kann ein Beitrag geleistet werden, dem bestehenden Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig wird durch den Wegfall das bestehende Recht vereinfacht und Bürokratie insbesondere bei den Trägern der gesetzlichen Rentenversicherung abgebaut.“

Was sich hier so lapidar liest, ist in Wahrheit eine rentenpolitische Sensation. Heißt es doch, dass gleichzeitig Rente und Gehalt kassiert werden können. Jahrzehntelang galt der Grundsatz: Wer eine vorgezogene Rente beantragt und auch etwas dazuverdient, darf das nur in einem sehr eng begrenzten Rahmen tun. Erlaubt war lediglich das Niveau eines Mini-Jobs. Alles an Verdienst, was darüber lag, wurde auf die Rente angerechnet. So verloren Rentner schnell ein Viertel, die Hälfte oder die ganze Rente. In den letzten Jahren wurde der Hinzuverdienst prozentual angerechnet, aber auch hier ging der größere Teil der Rente verloren.

Rechnen lohnt sich

Jetzt sollten jedoch alle, die demnächst ihren 63. Geburtstag feiern, genau rechnen. Denn mit exakt 63 gibt es die Rente für langjährig Versicherte – vorausgesetzt, man kann 450 Monate Beitragszeit vorweisen.

Rechnen, weil: Lohnt es sich, die Rente mit 63 zu beantragen, dafür lebenslang Abschläge hinzunehmen – und parallel dazu noch weitere Jahre zu arbeiten und zusätzlich zur Rente Gehalt zu beziehen? Oder ist es besser, noch keine Rente zu beantragen und dafür in ein oder zwei Jahren mit weniger oder keinen Abschlägen in Rente zu gehen? – In den meisten Fällen lautet die Antwort: Rente mit Abschlägen plus Gehalt.

Besonders für kleine und mittlere Renten lohnt sich diese Vorgehensweise, da hier die Abschläge prozentual nicht so stark ins Gewicht fallen. Aber auch für viele Gutverdiener mit hohen Rentenansprüchen kann sich ein Plus ergeben. Die Entscheidung ist stets individuelle zu treffen, lassen Sie sich bei einem unabhängigen Rentenberater beraten.

Zu bedenken ist, dass die Rentenabschläge lebenslang bleiben, dass durch die Weiterarbeit jedoch neue Entgeltpunkte gesammelt werden, die wiederum die Rente erhöhen. Wer 42.000 Euro Einkommen im Jahr hat und 3 Jahre zusätzlich arbeitet, erhält dann rund 110 Euro mehr Rente pro Monat.

Eine gewisse Unsicherheit bei der Entscheidung bleibt jedoch, denn wann die Rechnung Rente-Abschläge- zusätzliches Gehalt kippt, hängt auch entscheidend davon ab, wie lange man lebt – wie lange man also Rente ausgezahlt bekommt.

Hinzuverdienst bei Rente für langjährig Versicherte

Für alle, die eine Rente für langjährig Versicherte mit 45 Beitragsjahren beziehen können, bringt die neue Regelung nur Vorteile. Denn sie erhalten die Rente ohne Abschlag und können parallel dazu noch ihr volles Gehalt beziehen. Beispielrechnung für ein Jahreseinkommen von 50.000 Euro und einer Rente von 1.500 Euro:

Gehalt = 50.000 €

Rente = 18.000 €

Gesamteinkommen im Jahr = 68.000 €

Die Kombination von Rente und Gehalte bringt also 18.000 Euro mehr (im Gegensatz zur nur Gehalt) oder 50.000 Euro mehr (im Gegensatz zu nur Rente).

Und ganz nebenbei sammeln Sie weitere Rentenpunkte, wenn Sie neben dem Bezug der Rente weiterarbeiten.

Hinzuverdienst bei Erwerbsminderungsrente

Zum 1.1.2023 ändern sich auch die Hinzuverdienstgrenze bei Erwerbsminderungsrentnern. Die jährliche Hinzuverdienstgrenze für Renten wegen voller Erwerbsminderung knüpft ab 1.1.2023 an die monatliche Bezugsgröße an und verändert sich damit entsprechend der Lohnentwicklung. Sie berücksichtigt das eingeschränkte Leistungsvermögen von weniger als drei Stunden und beträgt drei Achtel des 14-fachen der Bezugsgröße. Für 2023 ergibt sich daraus eine Hinzuverdienstgrenze in Höhe von 17.823,75 Euro (West) bzw. 17.272,50 Euro (Ost).

Die Hinzuverdienstgrenze bei der Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung beträgt zukünftig, (angelehnt an das Restleistungsvermögen von unter sechs Stunden täglich) sechs Achtel des 14-fachen der monatlichen Bezugsgröße und damit entsprechend das Doppelte wie zukünftig bei der Rente wegen voller Erwerbsminderung. Für 2023 ergibt sich daraus eine Hinzuverdienstgrenze in Höhe von 35.647,50 Euro (West) bzw. 34.545,00 Euro (Ost).

Die Regelungen zum Hinzuverdienstdeckel, der bisher eine zusätzliche Höchstgrenze beim Hinzuverdienst darstellt, werden aufgehoben.

Begründung des Gesetzgebers: „Die höheren Hinzuverdienstmöglichkeiten ermöglichen es erwerbsgeminderten Personen im Rentenbezug, innerhalb ihres verbliebenen Leistungsvermögens einen höheren Verdienst als bisher zu erzielen. Sie können damit eine Brücke zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt bilden. Angesichts der höheren Hinzuverdienstgrenzen ist es erforderlich, dass die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung mehr als bisher in geeigneter Weise darüber informieren, dass grundsätzlich nur im Rahmen des festgestellten Leistungsvermögens hinzuverdient werden kann.“

Rentenkürzung bei Überschreiten der Hinzuverdienstgrenze

Eine Überschreitung der Hinzuverdienstgrenzen bei Erwerbsminderung führt jedoch – wie bisher – zu einer Kürzung der Rente um 40 Prozent des Betrages, der die Hinzuverdienstgrenze überschreitet.

2023 wird es allerdings Änderungen für den Stichtag der Schätzung des Hinzuverdienstes und der Abrechnung der tatsächlichen Auszahlung geben.

Bisher wird den Trägern der gesetzlichen Rentenversicherung mit dem Stichtag 1. Juli gesetzlich ein festes Datum für die neue Prognose des jährlichen Hinzuverdienstes vorgegeben. Dieses Datum gilt ebenfalls für die Prüfung, ob der tatsächliche Hinzuverdienst des Vorjahres der Prognose für das Vorjahr entspricht und somit die Rente rückblickend in richtiger Höhe ausgezahlt wurde. Falls es Differenzen gibt, ist die Rentenhöhe rückwirkend richtigzustellen. Guthaben werden erstattet, Überzahlungen sind von den Versicherten zurückzuzahlen (sogenannte Spitzabrechnung).

Zukünftig muss dies nicht mehr zwingend zum 1. Juli durchgeführt werden. Die Rentenversicherung kann ihre Arbeitsabläufe flexibler an die Gegebenheiten des jeweiligen Falles sowie an verwaltungsseitige Umstände anpassen.

Weitere Informationen zur vorgezogenen Altersrente finden Sie im Ratgeber Früher in Rente – so gehts.

Zöliakie und Gluten-Unverträglichkeit

Aktuell ist laut der deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. in Deutschland jeder hundertste Mensch an Zöliakie erkrankt. Doch die diagnostizierten Fälle sind nur die Spitze des Eisberges und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung, die sich durch eine Unverträglichkeit von Gluten zeigt. Dieses Klebeeiweiß ist in allen bei uns üblichen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer (von Hafer gibt es auch glutenfreie Sorten) enthalten. Auf das Klebeeiweiß reagiert bei Zöliakie-Erkrankten das Immunsystem im Darm, was zur Zerstörung der Dünndarm-Zotten führt. Das hat eine verminderte Nährstoffaufnahme mit entsprechenden Mangel-Erscheinungen sowie ein vielfältiges Symptombild zur Folge. Betroffene leiden unter Blähung, Durchfall, Unwohlsein, Erbrechen, schlechte Konzentrationsfähigkeit und Appetitlosigkeit.

Zöliakie ist auch im fortgeschrittenen Alter ein Thema. Heute ist jeder zehnte neu diagnostizierte Patient über 65 Jahre alt. Bei ihnen verläuft das Leiden aber oft weniger typisch und wird daher nicht selten übersehen. Denn neben Darmproblemen, heftigen Blähungen, Koliken und Durchfall kann sich die Erkrankung auch durch einen Nährstoffmangel zeigen: Bei Blutarmut oder Eisenmangel unklarer Ursache sollte die Zöliakie-Diagnostik stets Teil der Abklärung sein. Auch eine ausgeprägte Osteoporose aufgrund eines Mangels an Vitamin D und Kalzium sowie erhöhte Leberwerte können auf Zöliakie hinweisen. Ein kaputter Zahnschmelz, chronische Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen können ebenfalls Anzeichen einer Zöliakie sein.

Die Darmsymptome dagegen können bei Erwachsenen oft recht mild ausfallen. Auch wenn sich die Zöliakie im Alter oft anders als in jungen Jahren zeigt, so müssen sich alle Patienten strikt glutenfrei ernähren. Übliches Brot, Pasta und Mehl sind tabu, weil Weizen, Dinkel, Emmer, Einkorn, Roggen und Gerste Gluten enthalten. Alternativen sind zum Beispiel Reis, Mais, Buchweizen, Linsen, Amarant oder Quinoa.

Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit – was ist der Unterschied?

Eine Unverträglichkeit bzw. Überempfindlichkeit auf Weizen kann aber auch andere Ursachen haben. Es muss nicht immer eine Zöliakie-Erkrankung dahinterstecken. Experten spekulieren schon lange über die Ursachen, warum immer mehr Menschen Getreideprodukte nicht vertragen. Denn die Zahl derjenigen, die nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung klagen, steigt stetig.

Als mögliche Ursache wird zum einen die Hochzüchtung der modernen Getreidesorten diskutiert, die mit einem viel höheren Gehalt von Gluten und anderen Substanzen verbunden ist als bei vergleichbaren älteren Getreidesorten.

Als weitere Ursache identifizieren die Forscher aber auch das zunehmende öffentliche Interesse an einer glutenfreien Ernährung, was die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenkt.

Eine Überempfindlichkeit auf Gluten ist medizinisch nur schwer fassbar ist. Die Symptome ähneln sehr denen einer Zöliakie oder einer Weizenallergie. Anders als bei der Zöliakie, die oft im Kindesalter beginnt, finden die Ärzte bei Menschen mit „Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität“ (NZNWWS) bei einer Darmspiegelung jedoch keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Auch die Antikörper im Blut, die auf eine Weizenallergie hinweisen, fehlen.

Einzig die Beschwerden, die innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln auftreten und die sich unter Einhalten einer glutenfreien Diät innerhalb weniger Tage wieder bessern, geben einen diagnostischen Hinweis. Liegt eine Zöliakie-Erkrankung vor, bessern sich die Beschwerden dagegen meist nur langsam – nämlich erst, wenn sich die Darmschleimhaut erholt hat, was mehrere Wochen dauern kann.

Dass tatsächlich das Klebereiweiß Gluten bei einer Überempfindlichkeit der alleinige Auslöser ist, wird von der Wissenschaft zunehmend bezweifelt. Weizenmehl enthält noch andere Bestandteile, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können. Zu den verdächtigen Substanzen zählen Amylase-Trypsin-Inhibitoren. Diese Proteine, mit denen Pflanzen Schädlinge abwehren, kommen vor allem in den modernen und hochgezüchteten Getreidesorten vor. Der menschliche Darm kann Amylase-Trypsin-Inhibitoren nicht abbauen. Bei einem Kontakt mit der Schleimhaut kommt es kurzfristig zur Aktivierung des Immunsystems. Eine Therapie hierfür gibt es noch nicht, aber hier kann zumindest eine glutenarme Ernährung Linderung bringen. Eine streng glutenfreie Diät ist meist nicht erforderlich.

Streng glutenfreie Diät bei Zöliakie

Dagegen müssen Zöliakie-Patienten auf die Einhaltung einer streng glutenfreien Diät achten. Selbst Spuren von Gluten können die Beschwerden erneut aufflammen lassen. Spuren von Gluten in Nahrungsmitteln sind gar nicht so selten, selbst als glutenfrei gekennzeichnete Lebensmittel weisen noch einen Gehalt von 20 ppm Gluten auf. Das kann man sich so vorstellen: Maximal 20 glutenhaltige Brotkrümel mit 999 979 glutenfreien Brotkrümel vermischt ergibt einen Gehalt von < 20 ppm Gluten – erst dann gilt ein Produkt als glutenfrei.

Es heißt also, nicht nur die Zutatenliste akribisch zu studieren – Weizen und Gluten sind deklarationspflichtig! Es bedeutet auch, äußerste Sauberkeit bei der Verarbeitung und Lagerung von glutenfreien und glutenhaltigen Produkten innerhalb eines Haushaltes zu gewährleisten. Also getrennte Lagerung der Produkte, krümelfreie Arbeitsflächen und Küchenutensilien, keine gemeinsame Benutzung beispielsweise des Toasters.

Wertvolle Tipps und aktuelle Informationen für das Leben mit Zöliakie gibt die Deutsche Zöliakie Gesellschaft unter www.dgvs.de.

Glutenfreie Ernährung im Pflegeheim?

Während sich viele Zöliakie-Erkrankte in ihrem Zuhause noch selbst um ihre Ernährung kümmern und Gluten meiden können, wird das mit dem Umzug ins Pflegeheim zum Problem. Hier muss sich das Personal der Pflegeeinrichtungen um die Ernährung der Senioren kümmern – und das ist mit den strikten Anforderungen an eine glutenfreie Ernährung oft überfordert. Nur wenige Senioreneinrichtungen in Deutschland bieten überhaupt eine glutenfreie Kost an – und es kann selten gewährleistet werden, dass die zubereiteten Speisen nicht mit Gluten in Kontakt kommen, zum Beispiel durch Brot auf dem Tisch oder durch Mehl, das in der Küche für andere Speisen verwendet wurde. Immerhin bieten spezielle Catering-Unternehmen an, die Senioreneinrichtungen mit glutenfreier Kost zu beliefern. Dies bedeutet aber einen zusätzlichen finanziellen und logistischen Aufwand, der erst einmal bewältigt werden muss. Es gibt also noch viel zu tun, um Zöliakie-Erkrankte krankheitsgerecht im Alter zu versorgen, wenn sie sich nicht mehr selbstständig versorgen können.

Neues Medikament in Sicht

Gegen Zöliakie könnte es jedoch bald ein wirksames Medikament geben. Ein Forscherteam der Universität Mainz hat einen neuartigen medikamentösen Wirkstoff zur Behandlung der Glutenunverträglichkeit entwickelt: den Transglutaminase-Hemmer ZED1227.

Im Rahmen einer klinischen Phase 2a-Studie haben die Mainzer Wissenschaftler gemeinsam mit internationalen Kollegen gezeigt, dass ZED1227 eine starke schützende Wirkung auf die Dünndarmschleimhaut hat und die Entzündung, Erkrankungssymptome sowie die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. Zöliakie-Patienten könnte zukünftig eine unterstützende medikamentöse Behandlungsmöglichkeit parallel zur glutenfreien Diät zur Verfügung stehen. Das bedeutet für sie einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit und Lebensqualität – wenn nicht mehr streng auf jedes Krümelchen Gluten geachtet werden muss.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Ratgeber Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Heilkraft aus den Muskeln

Bewegung ist gesund – sie wirkt positiv auf den Bewegungsapparat, aber auch auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, das Abwehrsystem, die Hormone sowie auf das Nervensystem. Deshalb wirkt körperliche Aktivität vorbeugend gegen nahezu alle großen Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depressionen, Rückenschmerzen oder Knochenschwund.

Bewegung lindert zudem Nebenwirkungen einer Krebs-Therapie, reduziert Schmerzen und erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit. Wen wundert’s, dass Sport inzwischen ein wichtiger Bestandteil bei der Rehabilitation der unterschiedlichsten Erkrankungen ist.

Muskeln prodzieren Heilstoffe

Warum das so ist, wollten Wissenschaftler der Universität Kopenhagen genau wissen. Sie untersuchten, welchen Einfluss Sport auf das Immunsystem hat. Dabei werteten sie die Blutproben ihrer Probanden nach den Trainingseinheiten aus und registrierten einen Anstieg der Substanz Interleukin 6 (IL-6).

Dass Interleukine bei der Regulation von Entzündungsreaktionen im Körper eine wichtige Rolle spielen, wusste man bereits. Dass das entdeckte IL-6 aber nicht von den Immunzellen produziert wird, sondern dass die Muskelzellen den Stoff herstellen, war eine wegweisende Entdeckung.

Erst körperliche Aktivität setzt die innere Apotheke in Gang und lässt sie Wirksubstanzen ins Blut abgeben. Mit dem Blutstrom wandern die Myokine ins Fettgewebe, zu Leber, Herz, Tumorzellen oder ins Gehirn.

Was Myokine alles können

Experten schätzen, dass es zwischen 200 und 600 solcher Stoffe gibt. Diese Muskelheilstoffe besitzen vielfältige Aufgaben: Interleukin-6 zum Beispiel stimuliert die Bildung neuer Abwehrzellen und wirkt entzündungshemmend. (Entzündungen gelten als Förderer vieler chronischer Erkrankungen, darunter auch Krebs.) Außerdem steigert Interleukin-6 den Fettstoffwechsel und macht Zellen empfänglicher für Insulin. Das Risiko für Diabetes und Übergewicht sinkt.

Oder ein anderes Beispiel: Myokin BDNF. Vom Myokin BDNF wissen die Forscher, dass es die Blut-Hirn-Schranke überwindet und das Wachstum des Hippocampus stimuliert – das Erinnerungs- und Lernvermögen verbessert und möglicherweise vor Demenz und Depression schützen kann.

Wieder andere Substanzen beeinflussen die Neubildung von Knochen, verbessern deren Stabilität und Dichte – und schützen so vor Osteoporose.

Wirkung der Myokine bei Krebs

Inzwischen sind drei Myokine bekannt, die spezifisch gegen Krebs wirken, allen voran das bereits genannte Interleukin-6. So stellten die Forscher fest, dass das Hormon Adrenalin die Produktion der natürlichen Killerzellen anregt, welche den Tumor bekämpfen. Aber erst das Myokin Interleukin-6 lotst die Killerzellen zum Tumor und bewirkt, dass diese das krank machende Gewebe angreifen. Dieser Mechanismus könnte also ein entscheidender Faktor dafür sein, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit Brust-, Darm- oder Prostatakrebs steigt, wenn diese sich moderat bewegen.

So hat eine Datenauswertung von über 12 100 Brustkrebspatientinnen gezeigt: Frauen, die Sport trieben, verringerten ihr Risiko, an der Krankheit zu versterben um 34 Prozent im Vergleich zu Erkrankten, die sich wenig bewegten. Für dieses Ergebnis war zügiges Walking oder eine Aktivität mit vergleichbarem Energieverbrauch für mindestens drei Stunden pro Woche notwendig.

Außerdem konnten Wissenschaftler beobachten, dass durch körperliche Aktivität die therapiebedingten Symptome bei Krebspatienten abnehmen. Gegen Fatigue – eine emotionale und geistige Müdigkeit und Erschöpfung – wirkt nachweislich eine Kombination aus Kraft- und Ausdauersport. 70 bis 90 Prozent aller Krebserkrankten leiden unter Fatigue, nicht selten über Jahre hinweg. Diese Erschöpfung wird von den Betroffenen als eine der belastendsten Auswirkungen der Therapie erlebt. Eine körperliche Ursache hierfür lässt sich oft nicht feststellen.

Sport ist derzeit die einzige Behandlungsmöglichkeit. Am besten wirkt die Bewegung, wenn die betroffenen bereits während der Chemo- oder Strahlentherapie mit dem Training beginnen in der Phase der Rehabilitation das Training intensivieren. So lassen sich auch Schlafstörungen oder depressive Stimmungslagen positiv beeinflussen.

Als mögliche Sportarten bieten sich Aquacycling, morgendliches Walking, Tanztherapie oder eine medizinische Trainingstherapie im Kraftraum an. Die Patienten sollten dabei darauf achten, sich möglichst in Gruppen zum Sport zu verabreden. Dabei werden nämlich gleichzeitig die sozialen Kontakte gestärkt, die Betroffenen können sich austauschen und gegenseitig motivieren.

Bewegung hilft übrigens auch gegen Polyneuropathie, die als eine weitere häufige Nebenwirkung der Chemotherapie auftreten kann. Bei Polyneuropathie spüren Patienten ein Kribbeln in den Fingern oder Zehen, haben Taubheitsgefühle, stolpern oder können nicht richtig greifen. Spaziergänge oder Walken sind bei Polyneuropathie geeignet, was regelmäßig ausgeführt werden sollte. Grundsätzlich eignen sich jedoch alle Sportarten, mit denen Sie Ausdauer und Kraft trainieren und die Beweglichkeit steigern. Barfußlaufen auf verschiedenen Untergründen oder die Galileo-Rüttelplatte, auf der der Patient das Gleichgewicht trainiert, werden ebenfalls gegen die Polyneuropathie eingesetzt.

Weitere Forschungen notwendig

Noch ist unbekannte, welche Myokine im Einzelnen welche positiven Effekte auslösen und ob unterschiedliche Sportarten verschiedene Myokine ins Blut freisetzen. Möglicherweise produzieren die Muskeln beim Ausdauersport andere Botenstoffe als beim Kraft- oder Koordinationstraining. Mit diesem Wissen könnte man dann das Training so effektiv gestalten, dass es z. B. eine maximale Anti-Tumor-Wirkung erzielt. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Muskeln zumindest einige Myokine speziell bei Kraftübungen produzieren.

Zukünftig werden vielleicht Myokin-Konzentrationen im Blut vor und nach dem Sport gemessen. Jetzt schon gilt: Nur wer sich regelmäßig bewegt, bringt seine Muskeln dazu, die wichtigen Heilstoffe herzustellen.

Sport verlängert das Leben

Auch außerhalb einer Reha-Therapie ist Sport für die Gesundheit enorm wichtig. Denn dass Sport das Leben verlängern kann, wurde in den letzten Jahren in mehr als 50 Studien bestätigt. Eine Untersuchung an über 130.000 Personen aus 17 Ländern zeigte zudem, dass auch anstrengende körperliche Aktivitäten das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und dadurch bedingte Todesfälle signifikant senken.

Doch nicht jede körperliche Aktivität verlängert das Leben gleichermaßen. Zu diesem Ergebnis kam die „Copenhagen City Heart“-Studie. Dabei wurde auf Basis von Gesundheitswerten und Lebensdauer von fast 9000 Menschen erstmals ein Ranking erstellt, welche Sportarten wie viel Extra-Lebenszeit bringen: Tennis: + 9,7 Jahre, Badminton: + 6,2 Jahre, Fußball: + 4,7 Jahre, Radfahren: + 3,7 Jahre,  Schwimmen: + 3,4 Jahre, Joggen: + 3,2 Jahre,  Gymnastik: + 3,1 Jahre.

Um mit Sport und körperlicher Aktivität anzufangen, ist es übrigens nie zu spät: Selbst wer erst mit 40, 50 oder gar 60 Jahren mit regelmäßigem Sport anfängt, kann seine Lebenserwartung steigern. Das legt jedenfalls die große Diet and Health Study des National Institutes of Health-AARP aus den USA nahe. Eine Untersuchung aus dem Brigham and Women´s Hospital im amerikanischen Boston zeigte sogar, dass über 70-jährige Frauen durch regelmäßige körperliche Aktivität zum längeren Leben beitragen konnten.

18.000 Frauen wurden dafür mehrere Jahre lang beobachtet mit dem Ergebnis:  je härter die Frauen trainierten, desto länger leben sie. Wer am intensivsten trainierte, hatten sogar eine um 65 % reduzierte Sterblichkeitsrate. Wer dagegen nur wenig trainierte, konnte sein Todesrisiko kaum reduzieren. Auch wer nur in seiner Jugend sportlich ist, hat keine Vorteile für seine Gesundheit: Diese Menschen lebten nur um vier bis 14 Prozent länger als diejenigen, die nie aktiv waren.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Rehabilitation und Kur.

Mehrgenerationenhaus und Mehrgenerationenwohnen

Gemeinsames Wohnen im Alter

Mehrgenerationenhaus bzw. Mehrgenerationenwohnen ist die moderne Interpretation der Großfamilie: Menschen aus allen Generationen begegnen sich, verbringen ihre Freizeit miteinander, helfen einander und wohnen gegebenenfalls auch miteinander. Inzwischen gibt es in Deutschland über 500 Mehrgenerationenhäuser. Erfahren Sie mehr zum Konzept von Mehrgenerationenhäusern und Mehrgenerationenwohnen.

Was ist der Unterschied?

Das Mehrgenerationenhaus ist vom Bundesfamilienministerium mit einer klare Definition umrissen: Mehrgenerationenhäuser sind Begegnungsorte, an denen das Miteinander der Generationen aktiv gelebt wird. Sie bieten Raum für gemeinsame Aktivitäten und schaffen ein nachbarschaftliches Füreinander in der Kommune. Es geht also vorrangig um gemeinsame Begegnungen und Aktivitäten, nicht um gemeinsames Wohnen.

Ein Mehrgenerationenhaus kann das Leben in der Nachbarschaft generationenübergreifend bereichern. Es steht allen Menschen offen – unabhängig von Alter oder Herkunft. Jede und jeder ist willkommen und kann sich einbringen (über 20.000 Freiwillige tun das bereits). Bundesweit nehmen rund 530 Mehrgenerationenhäuser am Bundesprogramm „Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander“ teil, welches 2021 startete und gefördert wird.

Das Angebot in den Räumen ist meist sehr umfassend und besteht zum Beispiel aus:

  • Mittagstisch
  • Betreuungs- und Unterstützungsangebote für Pflegebedürftige
  • Krabbelgruppen für Babys, Betreuung für Kleinkinder und Hausaufgabenbetreuung für schulpflichtige Kinder
  • Weiterbildungskurse für den (Wieder-)einstieg in den Beruf
  • Sprachkurse für Migranten
  • Tauschbörsen, Reparaturen u.v.m.

Unter https://www.mehrgenerationenhaeuser.de finden Sie Mehrgenerationenhäuser in Ihrer Region.

Von Mehrgenerationenwohnen spricht man, wenn ältere Menschen mit ihren Kindern und Enkelkindern oder guten Freunden aus mehreren Generationen unter einem Dach wohnen. Das ist zwar genau betrachtet auch ein Mehrgenerationenhaus, aber eben nicht im Sinne der Politik. Daher ist in diesem Zusammenhang immer vom „Mehrgenerationenwohnen“ die Rede. – Im allgemeinen Sprachgebrauch wird jedoch das Konzept des Mehrgenerationenwohnens mit dem Begriff Mehrgenerationenhaus gleichgesetzt, denn beides verfolgt das gleiche Prinzip: Die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt.

Beim Mehrgenerationenwohnen leben mehrere Parteien – egal ob Familienmitglieder, Freunde oder Gleichgesinnte – jeweils in ihrer eigenen Wohnung, sind aber (fast) jederzeit ansprechbar und unterstützen sich gegenseitig. Quasi wie in einer modernen Großfamilie. Tatsächlich haben viele Menschen diesen Traum und es gibt auch eine ganze Reihe erfolgreicher Wohnprojekte. Ein Modell der Zukunft für eine alternde Gesellschaft, sagt auch die Forschung.

Die Umsetzung ist dabei nicht immer einfach, denn schließlich müssen die unterschiedliche Interessen von Jung und Alt unter einen Hut gebracht werden.

Die sechs wichtigsten Überlegungen zum Mehrgenerationenwohnen sind:

  • Bewohner – Wer möchte beim Mehrgenerationenwohnen mitmachen?
  • Wohnobjekt – Wie groß ist das Haus oder die Wohnanlage?
  • Lage – Wo liegt das Haus oder die Wohnanlage? Müssen Sie eventuell in eine andere Stadt dafür ziehen?
  • Besitz – Besitzen die Bewohner bereits eine geeignete Immobilie oder möchten sie eine Immobilie dafür erwerben?
  • Kosten – Welche Kosten kommen auf die Bewohner zu?
  • Hausregeln – Sind Pflichten und Verantwortungen des Zusammenlebens klar geregelt?

Außerdem sollten Sie sich vor Einzug darüber unterhalten, wie Sie mit Aufgaben und Kosten des täglichen Lebens umgehen und wie Sie diese auf die Bewohner verteilen möchten. So können Konflikte vermieden werden bevor sie entstehen. Dazu zählen vor allem alltägliche Fragen der Haushaltsführung, Kosten für Reparaturen und die Verteilung des Besitzes. Klären Sie unbedingt im Vorfeld mit den anderen Bewohnern diese Fragen:

  • Kosten – Wer zahlt welche Reparaturen, Nebenkosten usw.?
  • Auszug– Was geschieht, wenn jemand aus dem Mehrgenerationenhaus auszieht?
  • Reinigung und Instandhaltung – Sind Aufgaben wie Treppenhausreinigung, Gartenpflege und Winterdienst klar verteilt?
  • Auto – Wenn Autos gemeinsam genutzt werden: Wer trägt die Kosten für Versicherung, Wartung, Reparatur und so weiter?
  • Gemeinschaftsräume – Gibt es gemeinsame Räume und Nutzflächen?
  • Privatsphäre und Raumaufteilung – Wie viel Privatsphäre räumen sich die Parteien gegenseitig ein? Wie kann Privatsphäre durch Raumaufteilung und Verhaltensregeln garantiert werden?

Vor- und Nachteile des Mehrgenerationenwohnens

Bewohner eines Mehrgenerationenwohnens profitieren in vielfältiger Weise voneinander:

  • Alle Mitbewohner bewahren sich ihre Unabhängigkeit und Privatsphäre mit einem privaten Wohnbereich.
  • Durch die Unterstützung der Jüngeren können ältere Menschen länger zuhause wohnen bleiben. Sie fühlen sich in einer Gemeinschaft sicher, geborgen und nicht einsam. Junge Leute und Kinder um sich zu haben, aktiviert und belebt die Älteren.
  • Ältere Bewohner können die Jüngeren bei der Kinderbetreuung entlasten, mit Ihren Erfahrungen zur Seite stehen, vielleicht auch Kochen, Backen oder sich um den Garten kümmern – je nach Rüstigkeit und Interesse
  • Alle jüngeren Generationen lernen das Älterwerden und Altsein ganz direkt kennen, Achtung und Respekt wachsen – und auch der gnädige Blick auf das eigenen Älterwerden.
  • Mit zunehmendem Unterstützungs- oder Pflegebedarf können jüngere Bewohner die Pflege für Ältere unter sich aufteilen und organisieren. Im Falle eines anerkannten Pflegegrads erhalten Bewohner Fördermittel für zum Beispiel den barrierefreien Umbau des Badezimmers.

Diese möglichen Probleme sollten Sie im Blick haben:

  • Die räumliche Nähe aller Generationen birgt auch Konfliktpotential – fragen Sie sich vor dem Einzug, wie weit Ihr Toleranzbereich und wie groß Ihre Kompromissbereitschaft ist.
  • Unter Umständen kann es zu einer übermäßigen Belastung für die „Sandwich-Generation“ kommen, die sich sowohl um die Älteren als auch um die Kinder kümmert und dabei ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigt
  • Bei pflegebedürftigen Bewohnern kann es dazu kommen, dass die Inanspruchnahme professioneller ambulanter oder stationärer Pflege häufig zu lange hinausgezögert wird.

Mehrgenerationenwohnen umsetzen

Vielleicht überlegen Sie, ob Sie dieses Vorhaben des Ihre Eltern zu sich in Ihr Haus holen oder gemeinsam ein Haus kaufen, in dem Sie zusammenleben können. Eine solche Investition kann sich steuerlich lohnen. Wenn Kinder zum Beispiel eine Immobilie kaufen und ihre Eltern darin eine abgeschlossene Wohnung anmieten, können sie einen Teil der Anschaffungs- und Renovierungskosten der Immobilie von der Steuer absetzen.

In vielen Familien ist es jedoch eher die ältere Generation, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, um eine Immobilie zu erwerben. So können auch Eltern erwägen, ihren Kindern den Kaufbetrag für die Immobilie vorzuschießen. Mal als Darlehen, sodass die Kinder die Zinsen steuerlich geltend machen können, mal als zinslosen Kreditvertrag.

Sofern Sie als Familie keine eigene Immobilie besitzen, die sich für das Konzept des Mehrgenerationenwohnens eignet, können Sie sich auch über öffentliche Mehrgenerationenhäuser informieren. Oft steht hinter diesen Wohnprojekten eine Genossenschaft, die den Bau oder Umbau plant und sich auch um die gemeinsame Verwaltung kümmert.

Mehr Informationen zum Wohnen im Alter? Dann beachten Sie auch unsere Broschüren zum Thema „Gut wohnen im Pflegeheim“ oder „Betreutes Wohnen“.

 

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