Notfall Tetanus

Gartenarbeit entspannt und hält fit. Was viele jedoch nicht wissen: Bei der Gartenarbeit kann man sich ganz leicht mit Tetanus (Wundstarrkrampf) infizieren. Die Erkrankung kann durch Sporen von Bakterien ausgelöst werden, die in eine Wunde eindringen. Tetanus ist lebensbedrohlich, aber mit einer Impfung können Sie einer Erkrankung vorbeugen.

Tetanuserreger sind Anaerobier. Das heißt, sie vermehren sich unter Sauerstoffmangel. Besonders häufig kommt der Erreger in der Erde sowie in Tierkot wie Pferdemist vor. Die Bakterien können prinzipiell in jede Wunde eindringen. Besonders in tiefen, verschmutzten Wunden finden die Keime ideale Bedingungen vor, um sich zu vermehren. Aber auch kaum sichtbare Verletzungen wie kleine Hautabschürfungen oder ein Dorn im Finger können sich infizieren.

Haben Sie sich verletzt und nun eine offene Wunde, gelangen die Bakterien durch die Haut in den Körper. Häufig geschieht dies durch Nägel, Messer, Werkzeuge, Holzsplitter oder Dornen, an denen die Erreger haften.

Das Gefährliche: Erste Symptome können erst Wochen später auftreten

Meist treten erste Symptome nach vier bis 30 Tagen auf. Fällt es Ihnen schwer, den Kiefer zu öffnen, und zeigen Sie die typischen Anzeichen wie eine verkrampfte Gesichts- und Rückenmuskulatur, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Bei Verdacht auf Tetanus überweist er/sie Sie in der Regel in ein Krankenhaus, wo der Erreger mithilfe einer Spezialdiagnostik nachgewiesen werden kann.

Folgende Symptome weisen auf eine Infektion hin:

  • Muskelkrämpfe im Bereich um die Wunde bis hin zu plötzlichen Zuckungen größerer Muskelgruppen
  • Verkrampfte Kau- und Gesichtsmuskulatur mit unnatürlichem Gesichtsausdruck (scheinbares Grinsen)
  • Kiefersperre und Schwierigkeiten, den Mund zu öffnen
  • Stark überstreckte Rücken- und Nackenmuskulatur
  • Schluckschwierigkeiten
  • Abgeschlagenheit
  • Unruhe
  • Kopfschmerzen
  • Erhöhte Temperatur oder leichtes Fieber

Tetanus ist nicht ansteckend! Familienangehörige und Pflegepersonal sind also sicher.

Kennen Sie Ihren Impfstatus?

Der wirksamste Schutz vor Tetanusinfektionen ist die Impfung mit inaktiviertem Tetanusgift. Sie gilt als gut verträglich und schützt zu fast 100 Prozent vor der Wirkung des Tetanusgifts. Kinder werden zur Grundimmunisierung dreimal geimpft. Die erste Auffrischung bekommen Kinder mit 5 bis 6 Jahren, dann erneut im Alter von 9 bis 16 Jahren. Bei Erwachsenen ist aller 10 Jahr eine Auffrischungsimpfung notwendig. Wann Sie das letzte Mal gegen Tetanus geimpft wurden, finden Sie in Ihrem Impfausweis.

Therapie

Vor allem bei einer größeren Verletzung und tiefen Wunden ist das Risiko einer Tetanus-Infektion hoch. Auch Brandwunden können sich infizieren. Suchen Sie in diesem Fall zur Sicherheit Ihre Hausarztpraxis oder ein Krankenhaus auf, dort wird die frische Wunde gereinigt und eine Tetanusspritze gegeben, wenn nicht klar ist, ob ein Impfschutz besteht.

Bei Verdacht auf eine Infektion erhalten Betroffene Antibiotika, um die Tetanusbakterien abzutöten und Antikörper, um die Giftstoffe der Erreger unschädlich zu machen. Weil sich so häufig nicht alle Toxine neutralisieren lassen, erfolgt bei einer Tetanusinfektion die Behandlung auf der Intensivstation. Dort werden Medikamente gegeben, um die Muskulatur zu entspannen und die Herz- und Kreislauffunktion sowie die Atmung sicherzustellen.

Wer hat ein erhöhtes Risiko?

Zwar sollte sich jeder gegen Tetanus impfen lassen. Besonders wichtig ist das aber für ältere Menschen und Diabetespatienten mit Durchblutungsstörungen, Wunden oder Hautausschlägen. Um die Infektion bei Neugeborenen zu verhindern, sollte die werdende Mutter ausreichend geimpft sein. Denn die schützenden Antikörper gegen das Tetanusgift gelangen aus dem Blut der Mutter über die Plazenta zum Kind.

Impfung nach jeder Verletzung notwendig?

Um jedes Infektionsrisiko zu vermeiden, gehen Ärztinnen und Ärzte oft auf Nummer sicher und impfen bei jeder größeren Verletzung – gerade wenn nicht sicher ist, ob der Tetanusschutz noch ausreicht. Bei kleineren sauberen Wunden reicht in der Regel eine einmalige Auffrischung aus. Bei tiefen, verschmutzten oder größeren Verletzungen sowie unklarem Tetanusschutz kann zusätzlich zur Auffrischung ggf. bereits nach 5 Jahren die Gabe von Tetanusantikörpern notwendig sein. Sie helfen dem Körper, Tetanuserreger abzutöten.

Keine bleibende Immunität

Auch nach einer überstandenen Tetanusinfektion sollte man sich regelmäßig impfen lassen. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Infektionskrankheiten kann man sich auch nach einer überstandenen Infektion immer wieder neu anstecken.

Keine Chance für Tetanus: Erste Hilfe bei Wunden

Die folgenden Erste-Hilfe-Maßnahmen helfen Ihnen bei offenen Wunden, einer Tetanusinfektion vorzubeugen:

  • Entfernen Sie Fremdkörper, die in eine Wunde gelangt sind. Dazu können Sie einen Mulltupfer oder bei grobem Schmutz vorsichtig eine sterile Bürste mit abgerundeten Borsten verwenden.
  • Spülen Sie die Wunde mit lauwarmem Leitungswasser. Dadurch beugen Sie vor, dass sich die Erreger in der Wunde vermehren. Reinigen Sie auch Schürfwunden gründlich.
  • Desinfizieren Sie die Wunde mit einem Wunddesinfektionsmittel. Nutzen Sie dafür beispielsweise gebrauchsfertige Desinfektionssprays aus der Apotheke.
  • Decken Sie leichte Schürfwunden mit einem Pflaster ab, nachdem Sie sie gereinigt haben. Ist Ihre Verletzung tiefer oder wurden Sie von einem Tier gebissen, decken Sie die Wunde mit einem keimfreien Tuch ab und verbinden Sie sie mit einer Mullbinde.

Suchen Sie nach der Erstversorgung Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf. Sie oder er kann Ihre Wunde genau untersuchen, sie reinigen und auch Ihren Impfstatus überprüfen – nehmen Sie dazu möglichst Ihren Impfpass mit in die Praxis.

Feucht oder trocken?

Je nach Wundart sind verschiedene Verbandmaterialien für die Wundversorgung geeignet. Oberflächliche Schürfwunden heilen mit feuchten Wundauflagen oft besser. Sie erleichtern zudem den Verbandwechsel. Neben klassischen Pflastern, Mullbinden und Kompressen für kleine Alltagsverletzungen sollte die Hausapotheke auch feuchte Wundauflagen enthalten.

Wichtig: Größere oder bereits infizierte Verletzungen sowie Wunden bei Menschen mit Durchblutungsstörungen oder chronischen Krankheiten wie Diabetes müssen immer ärztlich versorgt werden.

Tetanus und Sepsis

Tetanus und Sepsis (umgangssprachlich Blutvergiftung) werden manchmal miteinander verwechselt. Sepsis ist jedoch die schwerste Verlaufsform einer Infektion. Der Auslöser für eine Blutvergiftung kann eine Verletzung am Finger, ein Insektenstich, aber auch eine Grippe oder Lungenentzündung sein. Die Erreger (nicht nur Tetanusbakterien) und ihre Gifte breiten sich dabei über das Blut im gesamten Körper aus. Das Immunsystem reagiert mit starken Entzündungsreaktionen, die sich auch gegen körpereigene Organe richten und zu Organversagen führen. Mögliche Zeichen einer Sepsis sind:

  • Fieber oder Unterkühlung, Schüttelfrost
  • plötzliche Schläfrigkeit, Verwirrtheit
  • schneller Herzschlag, hoher Puls
  • niedriger Blutdruck
  • schnelle, schwere Atmung, Luftnot
  • (Muskel-)Schmerzen
  • blässlich graue Haut
  • Austrocknen, kein Wasserlassen
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall

Ohne schnelle Behandlung im Krankenhaus verläuft eine Sepsis meist tödlich. Bei Verdacht im Zusammenhang mit einer Verletzung sollte man umgehend den Notarzt (112) rufen. Gegen Sepsis selbst gibt es keine Impfung!

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