Adipositas und Ernährung
Sieben Ernährungsmythen aufgeklärt – was die Forschung heute weiß
Ist Obst wirklich so gesund? Macht Essen am Abend dick? Und sind Übergewichtige selbst Schuld an ihrem Gewicht? Ernährungsmythen aufgeklärt.
Mythos 1: Im Sommer benötigen wir weniger Kalorien, weil der Körper weniger Energie verbraucht.
Stimmt nicht. Sowohl in Situationen extremer Hitze als auch Kälte ist der Energieverbrauch unseres Körpers erhöht. Das heißt, beim Frieren und beim Abkühlen benötigen wir mehr Energie. Abnehmen kann man allerdings im Sommer ein bisschen leichter, Grund ist unser generelles Ernährungsverhalten: Im Sommer essen wir lieber leichtere und kalorienärmere Speisen, im Winter mögen es viele deftig und man legt sich eher den klassischen Winterspeck zu.
Mythos 2: Obst ist gesund und man kann soviel davon essen wie man will.
Leider nicht richtig, denn auch beim Obst macht die Dosis das Gift. Früchte können außerdem auch eine Menge an Kalorien und Kohlenhydraten enthalten. Ein aktuelles Beispiel aus der Forschung zeigt, dass gerade die Fruktose, die wir verstärkt in Obst finden, ganz wesentlich bei der Entstehung der Fettleber beteiligt ist.
Mythos 3: Abends essen macht dick.
Unentschieden, hier kommt es darauf an, wie viel zum Abendessen auf den Tisch kommt. Man geht zwar davon aus, dass die Kalorien am Abend nicht gleich wieder verbrannt werden können, weil man dann ins Bett geht. Letztendlich gibt es aber keinen Beweis dafür, zu welcher Tageszeit Kalorien fürs Gewicht schädlicher sind – die Gesamtmenge, die man über den Tag verteilt zu sich nimmt, zählt. Zur Kalorienreduktion fällt es manchen leichter, auf das Abendessen zu verzichten, manche frühstücken lieber nichts. Neuere Studien legen eher nahe, dass es wichtiger ist, dem Körper ein ausreichend großes Zeitfenster zu geben, um die Nahrung zu verarbeiten – das Intervall-Fasten baut auf diese Erkenntnisse auf.
Mythos 4: Mit Light-Produkten nimmt man ab.
Stimmt nicht. In Light-Produkten wird Zucker oft durch Zuckerersatzstoffe ausgetauscht. Diese Ersatzstoffe können mehr Appetit machen oder direkt auf unsere Darmbakterien wirken. Light-Produkte können also indirekt dazu beitragen, dass man mehr Appetit hat und sogar zunimmt.
Mythos 5: Übergewichtige Menschen sind selber schuld
Stimmt nicht. Heute weiß man, dass genetische Faktoren eine ganz große Rolle bei der Ausprägung von Übergewicht und Adipositas spielen. Auch hormonelle Aspekte und unser gesellschaftliches Umfeld bedingen die Entstehung von Übergewicht. All diese Faktoren kann der Einzelne nicht aktiv beeinflussen.
Mythos 6: Übergewichtige müssen einfach weniger essen und mehr Sport treiben, dann nehmen sie schon ab.
Stimmt theoretisch. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Abnehmkonzepte, die nur darauf basieren weniger zu essen und sich mehr zu bewegen, langfristig versagt haben. Woran das liegt, weiß man nur zum Teil. Eine These lautet, dass der Körper ein einmal erreichtes Gewicht hartnäckig verteidigt. Hierbei greifen viele verschiedene Mechanismen ineinander, die dazu führen, dass der Körper immer wieder zu seinem maximal erreichten Gewicht zurück möchte. Zu diesen Faktoren gehören beispielsweise die Ausschöpfung der aufgenommenen Kalorien aus der Nahrung sowie die Regulation von Grundumsatz, Appetit und Sättigung. Diese Faktoren können wir nicht bewusst kontrollieren.
Mythos 7: Die Ursachen der Erkrankung Adipositas sind der Wissenschaft vollständig bekannt
Stimmt leider nicht. Zwar definiert auch die Weltgesundheitsorganisation Adipositas mittlerweile als eine Erkrankung. Bei der Ursachenforschung ist man jedoch immer noch bemüht, alle Faktoren für die Entstehung der Erkrankung beim einzelnen Menschen und auf gesellschaftlicher Ebene komplett zu verstehen. Nur für wenige, einzelne Fälle kann man bislang einen klaren Zusammenhang etwa zwischen einem Gendefekt und der Ausprägung von Adipositas herstellen.
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